Mach mal Pause, wenn alles zu viel wird


Seit ich 2022 eine Weiterbildung zur Polyvagal-Theorie besucht habe, beschäftige mich intensiv mit dem vegetativen Nervensystem. Ich habe angefangen nachzuforschen, mich und mein Umfeld zu beobachten. Dabei bestätigten sich die Theorien, denn ich konnte im Alltag viele Zusammenhänge erkennen zwischen den Reaktionen des Körpers, aber auch dem Verhalten und den Antworten des vegetativen Nervensystems.

Ein unglaublich spannendes und überaus komplexes Thema. Mir wird immer bewusster, warum mein Körper so und nicht anders reagiert.

Beispiele:

 

  • Warum haben viele Menschen Mühe Neues anzunehmen? Weil Unbekanntes eine potenzielle Bedrohung darstellen könnte.
  • Was passiert, wenn Dich jemand kritisiert? Wie verhältst Du Dich? Wie fühlt es sich an? Was macht Dein Körper?
    Kritik ist oft ein Angriff auf Dich und Dein Körper schaltet automatisch in den Kampf/Flucht Modus oder in die Verteidigung. Dies äussert sich mit einer Verkrampfung des Körpers, einer lauten oder leisen Stimme, einer Veränderung der Körperhaltung, mit sich verletzt fühlen, nicht wahrgenommen, um ein paar Möglichkeiten aufzuzählen.
  • Stress ist nicht nur in Deinem Kopf vorhanden, sondern überträgt sich automatisch auf Deinen Körper. Die Gedanken rotieren und Dein Körper reagiert darauf. Er schaltet auf Hochspannung.
    Stress ist immer auch ein Ausdruck des Körpers.
Kurze Einführung zum vegetativen Nervensystem


Dieses System ist entstanden um die notwendigen Funktionen, des Kämpfens und Fliehens, der Erholung und Regeneration in Gang zu bringen. Komplizierte, unbewusste Abläufe im Körper, die ohne aktives «denken» erfolgen. Deren Ziel ist es immer sofort und adäquat zu reagieren.
Zum Beispiel, wenn Du stolperst, ist es das vegetative Nervensystem, das Deine Muskeln in Gang bringt, damit Du Dir nicht wehtust.
Oder der Klassiker, wenn der Säbelzahntiger Dich fressen will, setzt dieses Körpersystem sofort alles Nötige in Gang, um Dich in Sicherheit zu bringen.
Nach dem Essen bist Du müde, weil der Erholungs- und Verbauungs- Modus aktiv wird.
Ohne dieses System hätten die Säugetiere wohl nicht überlebt und die Spezies Mensch gäbe es nicht….


Das System besteht aus zwei Gegenspielern, die sich im Besten Fall die Balance halten. Ein steter Wechsel zwischen Anspannung und Erholung. Dies geschieht über Botenstoffe, die sich über den ganzen Körper ausbreiten und auf der Zellebene wirken.
Es ist ein urururaltes System, das uns, unseren Körper beschützt und am Leben erhält. Eine fast instinktive Reaktion unseres Körpers auf Gefahren aller Art und Regeneration, wenn der Körper in Sicherheit ist.

Das vegetative Nervensystem steuert alle überlebenswichtigen Vorgänge im Körper.
Sämtliche Organe, ihre Tätigkeit, Hormon-Ausschüttungen, Immunsystem, Verdauung, den Schaf-Wach-Rhythmus, um ein paar wichtige Aufgaben zu nennen. Aus diesem Grund ist es überaus wichtig und so einflussreich, weil es im ganzen Körper aktiv ist.

Wie weiss unser vegetatives Nervensystem, welche Reaktionen, wann und wie sie erfolgen müssen?

Wahrnehmungen

Unzählige Wahrnehmungen dienen als Informationen. Dabei geht es weit darüber hinaus, was wie bewusst sehen, hören, riechen oder spüren können.

Beispiele:

  • Grelles Licht, Lärm, Menschenansammlungen, unangenehme Gerüche…
  • Wie sich unser Umfeld verhält, der Gesprächspartner:in…
  • Gedanken und Gefühle: Angst, Sorgen, Schuld, Wut, Ärger, sich nerven…
  • Stress durch: Überforderung, nicht genügen, Beziehungen…
  • Widerstände weil wir etwas tun müssen, sollen, Erwartungen…
  • Schmerz, Krankheit, Infos aus dem Körper, wie Hunger, Durst…
  • Aber auch: Freude, Glück, schöne Momente, Liebe, ein gutes Essen…

Die Liste ist endlos, denn alles um und in uns wird zu einer Wahrnehmung. Dabei geht es IMMER um das schlichte Überleben des Körpers.

Diese Informationen werden im Limbischen System (im Gehirn), analysiert und mit den Erfahrungen abgeglichen. Sofort fällt die Entscheidung: Es ist gefährlich oder eben nicht. Bei der Entscheidung: Gefahr wird der Kampf/Flucht Modus aktiviert. Die Körperspannung steigt, der Herzschlag und Blutdruck auch, die Atmung wird flach und schnell.
Bei Sicherheit: wird der Regenerations/Erholungs Modus aktiv, senkt den Herzschlag und Blutdruck, die Atmung verlangsamt sich, die Verdauung und das Immunsystem wird aktiviert.

Das vegetative Nervensystem fragt unseren Verstand nicht, wie es reagieren soll, sondern entscheidet selbständig, weil es uns innerhalb von Millisekunden die entsprechenden Botenstoffe losschicken muss, um unseren Körper zu beschützen. Denke an eine brenzlige Situation im Strassenverkehr, wo du bereits bremst, bevor du realisierst, dass es eng wird.

Dabei spielt es keine Rolle, ob eine vom Körper eingestufte Gefahr tatsächlich real ist oder nur als solche wahrgenommen oder beurteilt wird. Als Beispiel: Action Filme verarbeitet das Limbische System als Gefahr und schickt die Anspannungs-Hormone los.

Stress


Ist einer der grössten Beeinflusser des vegetativen Nervensystems. Stress bedeutet immer eine Aktivierung der Kampf/Flucht Reaktion.

Je mehr Stress Du hast umso mehr ist Dein Körper in dieser Aktivierung. Das ist schädlich für die physische Gesundheit, führt aber auch zu einem Ungleichgewicht im vegetativen Nervensystem. Der Erholungs/Regenerations Modus kann nicht gleichzeitig mit dem Kampf/Flucht Modus aktiv sein, weil sich die beiden Seiten gegenseitig neutralisieren.
Stetig im Stress sein, im Kampf/Flucht Modus, bedeutet die Regeneration kommt zu kurz. Dies äussert sich in Warnzeichen, wie: Erschöpfung, sich nicht mehr mit dem Körper verbunden fühlen, allen mögliche physischen Krankheitssymptomen (Migräne, Schlafprobleme, Verdauungsbeschwerden, Herzinfarkt, Magengeschwür, etc.)

Das aus dem Gleichgewicht geratene vegetative Nervensystem reagiert bei Dauerstress, Traumas, Schocks immer sensibler und stuft selbst harmlose Wahrnehmungen als Bedrohung ein. Das Ganze wird zu einer Spirale, die sich immer weiterdreht und uns letztendlich krank macht, sowohl auf der Körperebene als auch mental und emotional.
Denn der Auslöser für diese Dysregulation sind immer Gefahren-Reize.

Stress ist mehr als ein hektischer Tag, eine Managerkrankheit.
Selbst Babys oder alte Menschen können gestresst sein. 

Stress beschreibe ich als eine Art Grundmodus, ein Körpersystem das sich in dauernder Alarmbereitschaft befindet und so sowohl der körperlichen, wie der mentalen und emotionalen Gesundheit schadet.

Sicherheit


Das vegetative Nervensystem und die Befehlszentren im Limbischen System sind dem rationalen Verstand nicht zugänglich. Das bedeutet Du kannst ihm keine direkten Befehle erteilen, wie: beruhige Dich.

Wir müssen dem Körper vermitteln, dass uns keine Gefahr droht, dass nicht alles gefährlich ist und wir in Sicherheit sind.

Die Atmung ist ein gutes, allzeit vorhandenes Hilfsmittel. Sind wir in Gefahr, auch wenn sie nur vom Körper als solche wahrgenommen wird, atmen wir schnell, oberflächlich oder hören gar auf zu atmen.
Kontrollieren wir nun den Atem, eine bewusste tiefe, langsame Atmung, zeigen wir dem Körper: «Hey wird sind ruhig, alles ist in Ordnung». Das vermag Wunder wirken, in einer stressigen Situation.

Es gibt viele verschiedene andere Möglichkeiten unserem Körper durch bewusstes «anders machen» zu zeigen, dass keine Bedrohung vorhanden ist.

Regulation


Definition: Fähigkeit überbordende oder einseitige Reaktionen ins Gleichgewicht bringen.

Kinder komme nicht mit der Fähigkeit auf die Welt sich selbst regulieren zu können. Sie müssen es lernen. Dabei kopieren sie die Erwachsenen und gucken, wie sie mit Situationen, Emotionen und Stress umgehen. Sind nun die Bezugspersonen selbst nicht in der Lage sich zu regulieren, lernt das Kind genau das. Es wird Mühe haben mit Emotionen umzugehen, sie aushalten zu können, den Weg aus dem Stress in die Balance zu finden.
Das Kind ist nur bis zu einem bestimmten Alter in der Lage diese, man nennt es auch Selbst-Regulation, von Null auf, zu erlernen. Danach wird es, also sein vegetatives Nervensystem sich an den erfahrenen Vorlagen orientieren.

Kinder brauchen, ab der Geburt eine oder mehrere Bezugspersonen, die ihnen diese Fähigkeit der Regulation beibringen. Was die Bezugspersonen machen, nennt man Co-Regulation: Die Kinder in den Arm nehmen, beruhigen, selbst ruhig bleiben, mit dem Körper und Geist, ihnen auf körperlicher Ebene Sicherheit vermitteln.

Zur Co-Regulation habe ich ein eigenes Kapitel geschrieben.

Fazit


Das vegetative Nervensystem ist nicht einfach ein System, das schaut, dass unser Herz schlägt, die Verdauung anregt und wenn wir in Gefahr sind, ein bisschen Aktivierungs-Hormone ausschüttet, dass wir kämpfen oder fliehen können.
Es ist ein Ganzkörperphänomen, das ständig alle Infos überprüft, abgleicht und einstuft:


Sicherheit oder Gefahr


Die Reaktionen des vegetativen Nervensystems erfolgen im Körper. Die Hormone lösen Gefühle aus und beeinflussen auch die Gedanken. Das passiert auch andersrum: Gedanken werden zu Gefühlen und wirken so auf das vegetative Nervensystem ein.

Nicht nur was Du erlebst, wahrnimmst, was Du tust, wie Du handelst, sondern auch was Du fühlst und denkst, sind die Beeinflusser des vegetativen Nervensystems.

Und somit bestimmen sie Deinen Alltag, Dein Leben, den Umgang mit Stress, Sorgen, Ängsten, Krisen und schlussendlich Deine Gesundheit.

Jede Reaktion des vegetativen Nervensystems ist individuell, weil die Infos immer mit unserem Erlebten, den Erfahrungen abgeglichen werden, zurück bis zu unserer Geburt.

Denn was wären wir ohne Körper?


Wie können wir etwas be-greifen ohne unsere Hände (denke an ein Feuer und ein Kleinkind), wie können wir etwas ver-stehen ohne unsere Füsse? Wir stehen im Leben, in unseren Erfahrungen, Erlebnissen.

Es gibt so viele alte Redensarten, die sich auf unseren Körper beziehen und immer eine Wahrheit enthalten. Wie können wir alles schlucken, ohne, dass es uns schlecht wird und wir Bauchprobleme bekommen.


Mein Artikel mag Fehler enthalten und unvollständig sein. Er enthält Wissen aus verschiedenen Quellen, so wie ich die Quellen verstanden habe und meine eigenen Erfahrungen. Ich möchte Dich nicht belehren, sondern vielmehr Dir Impulse geben, Deine Wahrheit zu suchen. Dich ermutigen, einen bewussteren Umgang mit Dir, Deinen Gedanken, Deinem Körper und Deinem Umfeld zu pflegen

Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges erklärt in erweiterndem Mass, was genau im Körper passiert, wenn wir ständig unter Stress stehen. 
Der Artikel zu diesem Thema ist noch in Arbeit.
Bis es soweit ist empfehle ich Dir die Seite von Isabella Uhlmann


Das Thema vegetatives Nervensystem, in Zusammenhang mit Stress und Sicherheit ist überaus gross und komplex. Es lässt sich hier nur unzureichend zusammenfassen.

Ich empfehle Dir meinen Vortrag, wo ich anschaulich die verschiedenen Aspekte beleuchte. 


Bei Interesse arrangiere ich gerne einen Vortrag zu diesem Thema. Mein Ziel ist es, Dir mit einfachen Worten die komplexen Zusammenhänge zu erklären.
Du erhältst Anhaltspunkte, wie Du Deinen Körper, Deine Gedanken und Gefühle unterstützen kannst, um ins Gleichgewicht zu kommen.

Interessiert? Kontaktiere mich gerne.


👁️‍🗨️🔶Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin und gebe keine Heilversprechen ab oder stelle Diagnosen… Mehr

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Ursula Aellen
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